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Verkürzter Versorgungsweg bringt nur Nachteile

Verkürzter Versorgungsweg bringt nur Nachteile

Verkürzter Versorgungsweg – ein Irrweg? Wer schwerhörig ist, dem kann durch Hörgeräte geholfen werden. Der Ohrenarzt diagnostiziert die Schwerhörigkeit und stellt eine Verordnung für Hörgeräte aus. Mit dieser sucht der Patient einen Hörakustiker-Meisterbetrieb auf, wo er die am besten für ihn geeigneten Hörgeräte bekommt. Diese werden fachkundig mit Spezialwissen exakt auf den Hörverlust des Patienten abgestimmt.

Ärzte zimmern auch keine Beinprothesen

Wenn jemand ein Bein verloren hat, diagnostiziert der Arzt das und schreibt eine Verordnung über eine entsprechende Prothese aus. Niemand käme nun auf die Idee, dass sich der Herr Doktor nun hinsetzt, und diese Prothese selbst baut und an den Patienten verkauft. Das kann er gar nicht, weil ihm dafür das notwendige Fachwissen fehlt. Der Spezialist für solche Aufgaben ist der Orthopädiemechanikermeister.

Hörgeräte jetzt auf dem schnellen kurzen Versorgungsweg direkt vom Arzt?

Seltsamerweise gibt es aber bei der erstgenannten Hörgeräteversorgung einen Sonderweg, der „Verkürzter Versorgungsweg“ genannt wird. Propagiert wird dieser von der „Qualitätsinitiative Verkürzter Versorgungsweg (QVV)“ im Bundesverband Medizintechnologie, BVMed. Bei dieser Art von Hörgeräteversorgung diagnostiziert der Arzt einerseits die Schwerhörigkeit, verkauft aber andererseits dem Patienten auch gleich die Hörgeräteversorgung. In enger Zusammenarbeit mit Hörakustikern, wie es heißt, wird hier die wertvolle Tätigkeit der niedergelassenen Hörakustik-Meisterbetriebe auf ein kurzes „Schau rein“ oder „Machen wir am Telefon“ verkürzt.

Der durchschnittliche Ohrenarzt kann das gar nicht

Angeblich diene dieser Versorgungsweg dem Wohle des Patienten, wird behauptet. Doch wer sich einmal die fachärztliche Ausbildung der HNO-Ärzte anschaut, der erkennt, dass HNO-Ärzte so gut wie nichts über Hörgeräte lernen. Von den komplizierten technischen Strukturen in den Geräten haben sie ohnehin keine Ahnung. Anpassung, Maßanfertigung, Einstellung und langwierige Nachsorge können da nur auf der Strecke bleiben. Die wertvolle Arbeit der HNO-Ärzte wird im Gegenteil durch diese Hörgeräteverkaufstätigkeit nur unnötig belastet. Wer schon einmal auf einen Termin oder im Wartezimmer beim Ohrenarzt gewartet hat, der weiß, dass die sowieso kaum Zeit haben. Wo soll da bitteschön das Mehr an Qualität herkommen?

Verkürzt und schnell ist kontraproduktiv. Was lange währt, wird endlich gut

Gerade bei der Hörgeräteanpassung ist das Vertrauensverhältnis zum eigenen Hörakustiker von entscheidender Bedeutung. Hörgeräte kann man nicht eben mal zwischen Tür und Angel oder „in Zusammenarbeit mit einem Hörakustiker“ anpassen. Das persönliche Kennenlernen und gemeinsame Erkunden der vom Kunden angestrebten Hörwelt ist das A und O bei der Hörgeräteversorgung. Auf der Basis audiologischer Daten, wie sie auch der HNO-Arzt erhebt, kann man kein Hörgerät anpassen. Viel mehr müssen die Lebensumstände des Kunden berücksichtigt und in die Hörgeräteanpassung mit eingepflegt werden. Wochenlange, sich immer wiederholende Besuche des neuen Hörgeräteträgers beim Akustiker, eine intensive Begleitung in der Zeit der Gewöhnung, nur das führt zu einem gesunden und nachhaltigen Ergebnis.

Leute kaufen dann nur Kassengeräte, wenn sie keine Auswahl haben

Die „Qualitätsinitiative Verkürzter Versorgungsweg (QVV)“ im Bundesverband Medizintechnologie, BVMed bemängelt jetzt in einem Bericht, dass lediglich 87% der Hörakustikerkunden über den Anspruch auf eine aufzahlungsfreie Versorgung aufgeklärt wurden. Das müsse, so die Initiative immer bei 100% liegen, da diese Aufklärung gesetzlich vorgeschrieben sei.

Der Wunsch nach komfortablen, winzigen Alleskönnern ist riesengroß

Wer jemals auch nur einen Tag im Geschäft eines Hörakustikers zugebracht hat, der weiß, dass alleine diese Zahlenspielerei auf schwachen Füßen steht. Wie viele Menschen kommen zum Hörakustiker und lehnen von vornherein die Versorgung mit dem vermeintlich minderwertigen „Kassenhörgerät“ ab? Bei wie vielen Kunden kommt eine sinnvolle Versorgung mit einem zuzahlungsfreien Hörgerät gar nicht in Frage? Wie viele Kunden möchten von vornherein leistungsstarke Hörgeräte mit Komfortfunktionen? Dass diese Menschen teilweise gar keine Beratung in Hinblick auf zuzahlungsfreie Geräte wünschen oder aber nicht in Erinnerung behalten, liegt ja wohl ganz klar auf der Hand.

Schwerhörigen steht es zu, auch besser und wertvoller versorgt zu werden

Außerdem führt die Initiative an, dass bei der Hörgeräteversorgung über den Hörakustiker eine durchschnittlichen Aufzahlungshöhe von 1.169,- € ergibt, während die Kunden beim verkürzten Versorgungsweg nur ca. 145,- € zuzahlen würden. Dass das so ist, ist ja sonnenklar: Selbst wenn wir einmal das manchmal übersteigerte kaufmännische Geschick einiger Hörakustiker außen vor lassen, ergibt sich dieser Unterschied allein schon aus der wesentlich größeren Angebotsfülle, die jeder Hörgeräteladen zu bieten hat. Kunden, die diese schönen, kleinen und hochkomfortablen Hörgeräte sehen und angeboten bekommen, die greifen da auch beherzt zu. Wird mir aber nur ein eingeschränktes Angebot aus einem „Sparkassen“-Portfolio angeboten, kann ich mich auch nur für diese schmalbandige Versorgung entscheiden.

Zufrieden ist, wer sein Hörgerät oft und lange trägt

Auch behauptet die Qualitätsinitiative, die Zufriedenheit der Versicherten sei besonders hoch. Man stützt sich dabei auf Daten der Krankenversicherungen. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass man einen Vergleich eigentlich nur dann ziehen kann, wenn die Befragten auch vergleichen konnten. Nur wer beides kennt, den herkömmlichen und bewährten Versorgungsweg durch den Fachbetrieb und den verkürzten Sparweg, der kann sagen wo er besser gefahren ist. Zufriedenheit mit dem Hörgerät und der Hörgeräteversorgung ergibt sich erst im Laufe von Jahren. Und diese Zufriedenheit ist an zwei Dingen ganz klar absehbar:

1. Trägt der Patient/Kunde auch nach langer Zeit sein Hörgerät noch gerne und oft?

2. Würde er, wenn er den jeweils anderen Versorgungsweg kennen würde, erneut so entscheiden?

Ein Artikel von hoergeraete-info.net, den Originalbeitrag gibt es hier.